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Herkunft: Korfu, Griechenland

Das Objekt ist eine verkleinerte Büste der Venus. Es ist ungefähr 15 cm hoch, 9 cm breit und 5,5 cm tief und aus weißem Kalkstein gefertigt. Es zeigt die Büste einer jüngeren Frau, der rechte Oberarm ist zur Hälfte abgebildet, der linke Oberarm bis zur Schulter. Der Kopf ist leicht zur linken Seite gedreht, relativ neutraler Blick, links-mittige Blickrichtung, keine Faltenbildung. Die leicht welligen Haare sind zu einem Zopf zusammengebunden mit einem Haarband im vorderen Bereich, hinten treten einige Haarsträhnen aus dem Zopf heraus und den Nacken verdecken. Die Frau ist unbekleidet mit freiliegenden Brüsten. Die Büste steht auf einem kreisrunden Sockel und rückseitig schulterabwärts leicht ausgehöhlt. Die Figur hat einige leichte Beschädigungen an der Nase, am Hals und der rechten Brust. Zwischen dem Sockel und dem Oberkörper ist der Name Venus eingraviert.

Geschichte: Die Venusfigur stammt von einer Griechenlandreise mit meiner Freundin aus dem Jahr 2015. Wir besuchten die Insel Korfu und die kleinen Nachbarinseln Paxos und Antipaxos. Ich bin kein großer Fan von Touristenkitsch, besonders wenn die Mitbringsel im Anschluss an die Reise hauptsächlich als Staubfänger in der Wohnung fungieren. Souvenirs ohne Gebrauchswert überleben dementsprechend meistens nicht sehr lange in meiner Wohnung. Bei der Venusfigur verhält es sich jedoch anders.
Die Aphrodite besitzt als Göttin der Liebe, der Schönheit und des erotischen Verlangens in der römischen Mythologie einen starken Symbolcharakter. Man könnte hinsichtlich der Bedeutung der Aphrodite als Göttin der Liebe und der sinnlichen Begierde vermuten, dass der Kauf der Büste romantisch motiviert war und die Aphrodite als ein Symbol der Liebe fungieren sollte. Jedoch war der Kauf zum einen ästhetischer und daher wenig tiefgründiger Natur, und zum anderen in meinem aus der Kindheit stammenden Interesse für Geschichten aus der griechischen Mythologie begründet.
Die Aphrodite erinnerte mich so beispielsweise an die Sage des Urteils von Paris, welche den Trojanischen Krieg ausgelöst haben soll. Die drei Göttinnen Aphrodite, Athene und
Hera sind wie fast alle anderen Götter zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen, ausgenommen Eris, die Götting der Zwietracht, da diese immer wieder für Ärger auf Feiern sorgt. Beleidigt durch die fehlende Einladung wirft sie einen goldenen Apfel mit der Widmung „Für die Schönste“ unter die feiernden Götter des griechischen Olymps. Daraufhin kommt es zum Streit zwischen Aphrodite, Athene und Hera, wem dieser Apfel gebühre, da sich alle drei für die Schönste halten. Und so kam der Zankapfel in die Welt.
Zeus als höchster Olympier zieht sich aus der Affäre und legt das Urteil in die Hand eines Sterblichen: Er bestimmt den unschuldigen Jüngling Paris als Schiedsrichter für die Göttin der Schönheit. Paris ist der schöne, wenngleich verstoßene Sohn des trojanischen Königs. Jede Göttin versucht den Königssohn auf ihre Weise mit einer Belohnung zu bestechen. Hera verspricht ihm Macht in Form eines Königreiches, er würde der größte Prinz aller Zeiten werden. Athene verspricht ihm hingegen Weisheit und Unbesiegbarkeit, er würde der größte Held werden, den die Welt je gesehen hat. Zuletzt lockt Aphrodite ihn mit der Liebe zur Helene von Sparta, der schönsten sterblichen Frau, die jedoch bereits mit dem König von Sparta verheiratet ist. Er würde der glücklichste Liebende auf der Welt werden. Damit gewinnt Aphrodite den Wettbewerb und erhält den Apfel von Paris. Um ihr Versprechen zu halten, hilft sie Paris Helena zu verführen – der sogenannte Raub der

Helena, der schließlich der mythologischer Anlass für den Trojanischen Krieg wird. Ein Krieg der Liebe, angezettelt von Aphrodite.
Uns sind diese und andere griechische Sagen aus der Kindheit prägend in Erinnerung geblieben und als wir die Büste der Aphrodite sahen, erinnerte sie uns an die griechische Mythologie. Aphrodite hat den Beinamen „die Schaumgeborene“, da sie aus den Wellen des Meeres auf der Insel Zypern an Land ging. Zypern gilt daher auch als Insel der Schaumgeborenen, und obwohl die beiden Inseln Korfu und Zypern fast 200 Kilometer trennen, hat die Aphrodite ebenfalls im westlichsten Teil Griechenlands einen prägenden Eindruck hinterlassen, dass ich sie dort kaufen konnte. Zwar hatte die Figur beim ursprünglichen Kauf keine sonderlich tiefgründige Bedeutung für mich, jedoch erweckt sie trotzdem Erinnerungen und Bilder der Reise. Ich schaue sie mir die Schaumgeborene daher immer noch gerne an. Sie erinnert mich an die Reise und die dazugehörigen Emotionen, an das Mittelmeer, die griechische Kultur und sogar an die salzige Meeresluft. Der weiße Kalkstein der Figur weckt Bilder der Kalksteinfelswände an der Küste und sogleich sehe ich ebenfalls das türkisblaue Meer wieder vor mir.

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